Als ich noch als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Fraunhofer-Gesellschaft gearbeitet habe, gehörte es zu meinem Job auch auf Konferenzen zu fahren und dort Vorträge über meine Arbeit zu halten. Teilweise waren diese Konferenzen im Ausland und in Übersee, so dass ich einige Male dienstlich mit dem Flugzeug unterwegs gewesen bin. So kam es auch, dass ich eine Konferenz in Genf besucht habe. Ich befand mich auf dem Rückflug von Genf nach Frankfurt. Es war Abend. Die Sonne war bereits hinter dem Horizont verschwunden. Das Flugzeug hob ab und schnell verschwanden die Lichter der Stadt unter mir. Eigentlich war alles in Ordnung. Ich konnte den Flug trotzdem nicht genießen. Ich hatte Flugangst. Jede kleine Turbulenz ließ den Puls hochschnellen. In meiner Verzweiflung meldete ich mich bei einer Flugbegleiterin. Sie fragte mich, ob sie mir ein schriftliches Gebet bringen könnte. Ich nahm das Angebot an. In diesem Gebet ging es darum, dass Gott dafür gedankt wurde, dass er dieses Flugzeug, die Piloten und alle Personen an Bord in seiner Hand hält. Das half mir. Mit der Zeit wurde ich ruhiger und konnte den Rest des Fluges genießen.
David erzählt in seinem Psalm 139 auch von der Hand Gottes, die ihn, egal wo er sich befinden mag, festhält. So heißt es dort:
Fliege ich dorthin, wo die Sonne aufgeht, oder zum Ende des Meeres, wo sie versinkt: auch dort wird deine Hand nach mir greifen, auch dort lässt du mich nicht los, Herr. (Psalm 139,9.10 – Gute Nachricht Bibel)
Der Ort des Sonnenaufgangs und der Ort des Sonnenuntergangs, von denen David in diesen Versen schreibt, zeigen uns, wo Gott überall ist, nämlich wirklich überall. Wo auch immer wir uns gerade befinden, am Frühstückstisch, beim Einkauf, auf der Arbeitsstelle, Gott ist da. Wie auch immer wir uns gerade fühlen, Gott ist da. Wo auch immer wir hingehen, Gott geht mit uns. David weiß, dass Gott ihn nicht loslassen wird. Aber er weiß auch, dass dieser Gott, der seine Hand nach ihm ausstreckt, es gut mit ihm meint. Vor dieser Hand muss er sich nicht verstecken, weil ihm Gott dadurch helfen möchte.
Vielleicht machen diese Zeilen dem einen oder anderen Angst. „Wie, Gott sieht mich überall? Auch dort, wo ich ihn nicht dabeihaben möchte? Was denkt er dann von mir?“ Ja, Gott sieht alles. Aber das muss uns keine Angst machen. Gott weiß sogar schon, was wir sagen wollen. Und er weiß auch, wo wir stolpern und ordentlich auf die Nase fallen. Das Gute ist: Gott meint es gut mit uns. Wenn ich mal wieder gestolpert bin, etwas getan habe, das nicht in seinem Sinne war, kann ich wieder aufstehen und zu ihm zurückkommen. Ich kann mit ihm einen neuen Anfang wagen.
Gott sieht uns und hält uns seine Hand hin. Das kann für uns Anlass zum Dank sein, wenn uns etwas Schönes widerfährt und wir dahinter Gottes Wirken entdecken. Das kann uns auch ein Trost in den dunklen Tälern unseres Lebens sein. Das kann uns ermutigen wieder neu mit Gott eine Beziehung zu beginnen. Wir dürfen wissen: Gott ist da und er meint es gut mit uns.